Sündenfall

Sündenfall
Sụ̈n|den|fall 〈m. 1u; unz.〉 der erste Ungehorsam des Menschen (Adams u. Evas) gegen Gott

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Sụ̈n|den|fall, der <o. Pl.> [mhd. sunden vall = sündiges Vergehen; seit dem 17. Jh. für den »Fall« Adams u. Evas] (christl. Rel.):
das Sündigwerden des Menschen, sein Abfall von Gott durch die Sünde Adams u. Evas (1. Mos. 2, 8–3, 24):
der S. und die Vertreibung aus dem Paradies.

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Sündenfall,
 
in der christlichen Tradition Bezeichnung für den in 1. Mose 3 geschilderten Ungehorsam des ersten Menschenpaares (Adam und Eva) gegenüber Gott; theologisch als »Einbruch der Sünde« in die Schöpfung Gottes und Verlust der unmittelbaren Gottesgemeinschaft des Menschen (Paradies) gedeutet. Der Erzählung in 1. Buch Mose 3 liegen besonders im Motiv der Anstiftung zunächst der Frau durch die (im Hebräischen männliche!) Schlange (vorisraelitisch-mythologische) Vorstellungen von der Erlangung der Sexualität als Möglichkeit der (ekstatischen) Vergöttlichung zugrunde, die zu einer Erzählung von Schuld und Strafe und der Erklärung für die Gebrochenheit menschlicher Existenz umgestaltet wurden. Demnach besteht die »Ursünde« weder im sexuellen Begehren noch im Ungehorsam an sich, sondern in der Hybris, sein zu wollen wie Gott.
 
In der jüdisch-christlichen Tradition wurde die Schlange der Sündenfallerzählung, später oft verbunden mit einer negativen Überinterpretation der Rolle der Frau (Jesus Sirach 25, 24), zum Inbegriff des Bösen und der historisch verstandene Sündenfall selbst zum Ursprung des Todes (Weisheit Salomos 2, 24) und des Übels (Paulus betont vor diesem Hintergrund das Heilswerk Jesu Christi in Röm. 5,12 ff. und 1. Korintherbrief 15, 21 f.) und schließlich zur Quelle der Erbsünde.
 
Religiöse Überlieferungen von einem tragischen Ereignis, das (durch Unfall, menschliches Versagen oder Auflehnung gegen Gott, seltener durch göttliche Willkür) einen urzeitlichen und schöpfungsgemäß gewollten Harmoniezustand ohne Leid und Tod (»Paradies«, »goldenes Zeitalter«) vom Jetztzustand trennt und diesen zugleich erklärt, finden sich in den meisten alten Kulturen und Religionen.
 
 
O. H. Steck: Die Paradieserz. (1970);
 H. M. Köster: Urstand, Fall u. Erbsünde in der kath. Theologie unseres Jh. (1983);
 D. Michel: Ihr werdet sein wie Gott, in: Menschwerdung Gottes - Vergöttlichung von Menschen, hg. v. D. Zeller (1988);
 E. Drewermann: Strukturen des Bösen, 3 Bde. (7-91992-95).
 

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Sụ̈n|den|fall, der <o. Pl.> [mhd. sunden vall = sündiges Vergehen; seit dem 17. Jh. für den „Fall“ Adams u. Evas] (christl. Rel.): das Sündigwerden des Menschen, sein Abfall von Gott durch die Sünde Adams u. Evas (1. Mos. 2, 8-3, 24): der S. und die Vertreibung aus dem Paradies; Ü als er (= der Mensch) in Europa den zweiten S. beging und sich die Umwelt technisch unterwarf (Gruhl, Planet 291).

Universal-Lexikon. 2012.

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